[Rezension] David Garnett - Dame zu Fuchs

Rückentext:
"Aber die eigenartige Begebenheit, von der hier die Rede ist, kam allein, von selbst und unbegleitet in eine feindselige Welt, und genu aus diesem Grund erregte sie unter den Menschen keine grössere Aufmerksamkeit. Denn die plötzliche Verwandlung Mrs Tebricks in eine Fähe ist eine erwiesene Tatsache, die hier nun wiedergegeben werden soll..."

Füchse gehören zu meinen Lieblingstieren und dieser hier sprang mich gleich mehrfach an. Einmal begegnete mir das Buch auf einem Blog und ein paar Tage später stand er einfach so im Regal meiner Bibliothek. Natürlich musste Mrs Tebrick mit nach Hause.

David Garnett erzählt uns direkt die Geschichte der Mrs Tebrick, die sich während eines Spazierganges in einen Fuchs verwandelt. Da sich der Autor und Erzähler bloss an die Fakten hält, kann er uns nicht sagen, weshalb dies geschehen ist. Bewiesen ist nur, dass es passiert ist. 

Dabei entpuppt sich der mir bisher unbekannte Autor als heiterer, präziser und nicht wertender Beobachter. Manchmal unterbricht er seine Erzählung kurz, um uns Dinge zu verdeutlichen (z.B. weshalb er nicht alles glaubt, was die Leute erzählen). Dies führt dazu, dass Garnett sehr locker schreibt und trotz des Alters der Geschichte (erschien 1922, spielt 1880) stellen sich praktisch keine Stolpersteine ein. Das macht "Dame zu Fuchs" zu einem geeigneten Einstieg für Leute, die sich bisher noch nicht an frühere Texte herangewagt haben.

Das Buch hat ausserdem nur einen Umfang von rund 150 Seiten, sodass die Geschichte gut an einem ruhigen Nachmittag durchgelesen werden kann. Dennoch wird dieses Büchlein einem im Kopf bleiben. Nicht nur der schönen Sprache wegen oder wegen der plötzlichen Umwandlung, sondern auch weil hier eine wundervolle, unkitschige Liebesgeschichte erzählt wird.

Tatsächlich ist "Dame zu Fuchs" eine der schönsten Liebeserzählungen, die mir in der letzten Zeit begegnet sind. Silvias Verwandlung und ihr Verhalten stehen im Mittelpunkt, doch Mr Tebricks Treue und seine Ergebenheit können nicht anders als einen tief drinnen zu berühren. Seine Frau wehrt sich anfangs noch gegen die Wildheit, die ihre neue Form mit sich bringt, doch mehr und mehr wird sie zu dem, was sie nun ist: einem Fuchs. Und dennoch steht ihr Mann ihr zur Seite. Bis zum Schluss.

Die Schilderungen, wie Mrs Tebrick mehr und mehr zu einem richtigen Fuchs wird, sind klar und äusserst eindrücklich. Anfangs sind es Kleinigkeiten, doch mehr und mehr sehnt sich das Tier nach der Freiheit des Waldes, dort wo ein Fuchs auch hingehört. Diese Zerrissenheit prägen das Buch und machen es unvergesslich. 

"Dame zu Fuchs" ist schlicht, aber elegant und ein wirklich herzliches Buch.

 

David Garnett
Dame zu Fuchs
HC, 2016
Dörlemann

978-3-03820-026-0

Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch
Originalausgabe: Lady Into Fox, 1922

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