[Rezension] Paul Beatty - The Sellout

Rückentext: 
Born in the "agrarian ghetto" of Dickens on the southern outskirts of Los Angeles the narrator of The Sellout resigns himself to the fate of lower-middle-class Californians: "I'd die in the same bedroom I'd grown up in, looking up at the cracks in the stucco ceiling that've been there since '68 quake." Raised by a single father, a controversial sociologist, he spent his childhood as the subject in racially charged psychological studies. He is led to believe that his father's pioneering work will result in a memoir that will solve his family's financial woes. But when his father is killed in a police shoot-out, he realizes there never was a memoir. All that's left is the bill for a drive-thru funeral. Amazon

Meine Meinung:
Paul Beatty ist der erste Amerikaner, der den englischsprachigen Man Booker Prize gewonnen hat. Grund genug, sich das Buch mal zu Gemüte zu führen, nicht wahr?

Gleich vorneweg: Dieses Buch für Anfänger in Englisch eher ungeeignet. Man sollte sich auf einem fortgeschrittenen Niveau befinden, um der Geschichte wirklich folgen zu können und auch Beattys Botschaften zu versehen. Wer sich in Englisch unsicher fühlt, sollte besser auf die deutsche Übersetzung warten. Dies ist zwar schade für jene, die "The Sellout" gerne lesen möchten, aber Beattys Sprache ist sehr ausschweifend, gespickt mit Slang, Ironie und Zweideutigkeiten.

Während des Lesens dachte ich oft, dass dieses Werk das Zeug für den Literaturnobelpreis hat. Doch dafür gibt es ein paar Hänger zu viel. Dennoch hat Paul Beatty definitiv das Zeug dazu, irgendwann den Nobelpreis nach Hause zu tragen. 

Dennoch ist "The Sellout" eine kleine Bombe, die in einem unschuldigen Gewand daherkommt. Beatty nimmt sich eines schwierigen Themas an, das teilweise auch schon recht ausgelutscht ist: dem Rassismus. 

Dabei beschränkt sich der Autor jedoch nicht nur die gängige "Schwarz-Weiss-Schiene", sondern begreift das Thema in seiner gesamten Komplexität. Ist es Sklaverei, wenn ein Schwarzer einen Schwarzen versklavt und es letzterer sogar freiwillig will? Sind nur Weisse rassistisch? Und wie bringt man eine verschwundene Stadt wieder zurück ins Leben?

Beatty wirft Fragen auf, stellt sie direkt und ohne Schönmalerei. Er zeigt uns die Facetten des Mensch-Seins und unserer Gesellschaft. Zeigt, dass Rassismus auch in die andere Richtung funktioniert. Das Buch ist teilweise sehr verstörend und über lange Strecken äusserst ironisch, oft sogar schon zynisch.

So wechselt man sich während des Lesens ab mit fassungslosem Kopfschütteln, nur um dann wieder verhalten zu kichern. Dabei behält der Autor ein angenehmes Gleichgewicht zwischen diesen starken Polen, auch wenn er an einigen Stellen etwas ins Wanken gerät, da er dann doch etwas zu stark aufträgt.

Für mich eine aufschlussreiche, tiefgreifende Lektüre, die den Preis definitiv verdient hat. Ich bin mal gespannt, wann es das Buch auf den deutschen Markt schaffen wird und was Beatty in Zukunft noch schreiben wird.


Paul Beatty
The Sellout
HC mit Schutzumschlag, 2015
Farrar Straus Giroux

978-0-374-26050-7

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