[Rezension] Franz Kafka - Die Verwandlung

Rückentext:
Der Reisende Gregor Samsa erwacht eines Morgens in seinem Bett als riesiges Ungeziefer... Die Spannung ist gegeben und weicht nicht bis zum letzten Augenblick - Kasimir Edschmid

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich nun schon zum dritten oder vierten Mal gelesen und jedes Mal entdeckte ich etwas Neues. Kafka schreibt in einer Symbolsprache, die oft so ausgeprägt ist, dass seine Werke manchmal als nicht interpretierbar eingestuft werden. "Die Verwandlung" ist hierbei noch eines der klareren Titel und eignet sich somit sehr gut für Einsteiger in die kafkaeske Welt.

Natürlich kann man das Buch so lesen, wie es geschrieben ist. Gregor Samsa verwandelt sich in einen Käfer. So habe ich das damals gemacht, als ich elf oder zwölf war und mit dem Buch überhaupt nichts anfangen konnte. Wieso verwandelt sich der Typ in einen Käfer?

Unterdessen weiss ich, dass man bei Kafka tiefer graben muss. Viel tiefer. Dabei entwickelt die Geschichte um Gregor eine Tragik, die man ihr erst gar nicht angesehen hat. Die Verwandlung ist eine symbolische, eine Diskrepanz zwischen Gregor und der restlichen Welt. Dieses Buch kann einem das Herz brechen wie kein anderes.

Vor allem die Familiendynamik sticht einem ins Auge. Gregor, der sich sein Leben lang aufgeopfert hat, einen Beruf hatte, den er nicht mochte, sich abgerackert hat, um die Schulden der Familie zu bezahlen, sogar die Schwester auf eine teure Schule schicken wollte. Doch hat er sich so weit von der Familie entfernt, dass er schlussendlich nichts mehr ist als Ungeziefer.

In vielen kleinen Details zeigt sich ein tiefer Graben nicht nur zwischen den Familienmitgliedern und Gregor, sondern auch zwischen Gregor und der restlichen Welt. Ein Graben, den man nicht so einfach überspringen kann. Wenn man sich etwas mit der Biographie Kafkas auskennt, ist einem bewusst, dass Kafka selbst auch unter einer solchen Trennung zwischen sich und der Welt litt. Schreiben war für ihn eine Möglichkeit, damit umzugehen.

Kafka und seine Werke nehmen in der Literaturwelt einen ganz eigenen, besonderen Platz ein. Wer sich mit diesen Büchern und ihrem Autoren auseinandersetzt, weiss auch, wieso. Nicht jeder Schriftsteller geht als Adjektiv in die Geschichte ein.

Für dieses Jahr habe ich noch "Brief an den Vater" fest eingeplant, aber ich hoffe, endlich noch mehr von Kafka lesen zu können!


Franz Kafka
Die Verwandlung
TB, 20. Auflage 2007
Fischer

978-3-596-25875-8

Kommentare

  1. Wirklich interessant. Es ist schön so ein Buch zu haben, was eins immer wieder aufs neue Überrascht.

    Lg Nicky

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  2. Hallo Jari,

    ich habe "Die Verwandlung" kürzlich gelesen und war etwas verstört. Zuerst trieb es mir vor Lachen die Tränen in die Augen, weil der arme Gregor mit seinem Käferleib aus dem Bett kommen wollte, doch dann ist die Stimmung rasch ins Betroffene umgeschlagen. Es war recht interessant zu lesen und schon sehr eigen.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Hallo Nicole,

      Der Eingangsszene kann man ihre Komik nicht absprechen. Auch wie Gregor versucht, auf zwei Beinen zu gehen, ist irgendwie lustig. Gleichzeitig aber auch sehr traurig.
      Es ist wirklich speziell, wie das Meiste von Kafka.

      Liebe Grüsse
      Jari

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