[Rezension] Galsan Tschinag - Tau und Gras

Rückentext:
Galsan Tschinag erzählt hier die Geschichten, die der Stoff seiner Kindheit sind und die sich in seine Erinnerung eingegraben haben. Geschichten von seiner weitverzweigten Familie, von Festen, Heimsuchungen, Krieg und Liebe. Geträumte Wirklichkeit und als Realität erlebte Märchen verbinden sich und münden in einen Gesang an den Altai.

Meine Meinung:
33 kurze Geschichten und Episoden aus seinem Leben gibt Galsang Tschinag hier zum Besten. Es sind eindrückliche und unvergessliche Erlebnisse, die uns mitnehmen in die Mongolei der 50er-Jahre, mitten hinein ins Nomadenleben.

Es sind zum Teil sehr persönliche Eindrücke, die der Autor hier mit uns teilt. Diejenige, die mir im Kopf bleiben wird, ist jene, in der der kleine Galsang das Salz seiner Mutter in der Steppe verteilt, da er so sehr unter dem Tod seiner Grossmutter leidet. Das Verhalten des Kindes ist für uns süss, nimmt es doch eine Redensart zu wörtlich, gleichzeitig ist es herzzerreissend, wie der kindliche Schmerz geschildert wird.

Solche und ähnliche Geschichten sind hier versammelt und geben trotz der Kürze einen anschaulichen Einblick in das Leben des Stammes. In der Kürze liegt die Würze und Tschinag beweist es uns hier klar und deutlich. Es braucht nicht viele Worte, wenn uns jemand sein Herz öffnet und dieses Buch trägt sein Herz auf der Zunge.

Dabei hat Tschinag die deutsche Sprache, die nicht seine Muttersprache ist, besser gemeistert als mancher gebürtige Deutsche. Tschinag besticht mit seiner Ausdruckskraft, seinen klar gewählten Worten, gut gesetzten Ausdrücken - eine Sprache, die uns hineinzieht, umarmt und uns die Weite der Steppe zeigt, obwohl wir diese wahrscheinlich nie kennenlernen werden.

„Tau und Gras“ ist nicht mein erstes Buch von Galsang Tschinag, aber wohl das bisher eindrücklichste und jenes, das mich am meisten verzaubert hat. Tatsächlich hatte ich teilweise das Bedürfnis, meine Sachen zu packen und in die Mongolei zu reisen.

Diese Macht hat Galsang Tschinag. Diese Macht haben Worte.


Galsan Tschinag
Tau und Gras
TB, 2004
Unionsverlag

978-3-293-20285-6

Kommentare

  1. Klingt sehr interessant, Danke für das Erwähnen! Ein schönes Wochenende!:)
    X finja - www.effcaa.com

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