[Rezension] David Walliams - Propeller-Opa

Rückentext:
Vor vielen Jahren, als noch Krieg herrschte, war Jacks Opa ein berühmter Pilot. Aber nun wird er immer verwirrter im Kopf. Und als Opa ins Altersheim Twilight Towers kommen soll, das von der finsteren Vorsteherin Miss Swine geführt wird, ist Jack entschlossen, seinem Opa zur Flucht zur verhelfen. Doch die böse Vorsteherin ist ihnen dicht auf den Fersen ... David Walliams ist der erfolgreichste britische Kinderbuchautor der letzten Jahre und gilt als würdiger Nachfolger von Roald Dahl.

Meine Meinung:
Ein Nachfolger von Roald Dahl? Natürlich machte mich diese Beschreibung neugierig. Trotzdem wollte ich den Propeller-Opa erst gar nicht lesen. Der Hexenmeister war es, der meinte, ich solle es doch mal versuchen. Ein weiterer Beweis, dass ich gut darin tue, auf den Hexenmeister zu hören.

Eigentlich ist es eine eher traurige Geschichte, die hier erzählt wird. Wir als Erwachsene kennen nämlich einen Begriff, für das, was mit dem Opa passiert: Demenz. Überhaupt musste ich als erwachsene Leserin mich am Anfang etwas zusammenreissen und das Buch als Kinderbuch akzeptieren. Aber nach ein paar Seiten hat das wunderbar geklappt und los ging es mit diesem dynamischen Duo.

Denn Walliams Opa-Enkel-Gespann sucht seinesgleichen. Ich konnte wirklich oft nicht anders, als loszuprusten, wenn der Opa wieder einmal Begriffe verwendet, die seine Umwelt nicht kennt, oder der Kioskbesitzer Raj angelutschte Lollis verkauft. Das Buch strotzt nur so von Spass, Witz und glorreichen Einfällen. Das Lesen ist eine reine Freude. Selbst für mich als Fast-30erin.

Der Propeller-Opa ist reich illustriert und vor allem der Satz finde ich genial: die Worte drehen und schlängeln sich, wo es passt. Sie sind mal gross, mal klein, an einigen Stellen muss man das Buch drehen, um den Text zu lesen. Das mag für ältere Leser mühsam klingen, aber ich denke, dass es für Kinder eine richtig gute Idee ist. Von wegen, lesen ist langweilig.

Und obwohl hier Spass und Spannung an erster Stelle stehen, spricht Walliams ein für Kinder sehr wichtiges Thema an: Die Grosseltern-Enkel-Beziehung. Mehr und mehr müssen die kleinen Erdenbewohner lernen, damit umzugehen, dass Oma oder Opa sich irgendwann an bestimmte Dinge nicht mehr erinnern. In diesem Buch werden die Kinder an das Thema der Demenz herangeführt, ohne dass irgendwer belehrt wird.

Auch Jack muss einsehen, dass er nicht ständig auf seinen Opa aufpassen kann. Oder dass andere Menschen ein bestimmtes Verhalten als merkwürdig betrachten. Oder dass Opa irgendwann sterben muss. Dies alles bringt Walliams sehr dezent zur Sprache und schafft dabei eine wunderschöne Wohlfühlumgebung für Kinder und Erwachsene.

Ich habe zwar selbst keine Kinder, finde aber dieses Werk dennoch einen wichtigen Beitrag. Vielleicht kann das Buch dabei helfen, mit den Kindern über das Thema Demenz zu sprechen und den Kleinen zu erklären, was passiert. 

Aber eigentlich kann man den Propeller-Opa auch nur lesen, um jede Menge Spass zu haben und sich prächtig zu amüsieren. 

Ja, David Walliams tritt kräftig in die Fussstapfen von Roald Dahl. Er macht das richtig, was auch Dahl schon richtig gemacht hat und fügt noch seine ganz eigene Note mit hinzu. Ja, ich kann dieses Buch Eltern, Kindern, Lehrern und Bibliotheken nur ans Herz legen.

Auf, auf und davon!


David Walliams
Propeller-Opa
HC mit Schutzumschlag, 2017
Rowohlt

978-3-499-21785-2

Aus dem Englischen von Bettina Münch
Originalausgabe: Grandpas's Great Escape
HarperCollins, London 2015

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