[Rezension] Robert Louis Stevenson - Dr Jekyll and Mr Hyde

Rückentext:
Published as a 'shilling shocker', Robert Louis Stevenson's dark psychological fantasy gave birth to the idea of the split personality. The story of respectable Dr Jekyll's strange association with 'damnable young man' Edward Hyde; the hunt through fog-bound London for a killer; and the final revelation of Hyde's true identity is a chilling exploration of humanity's basest capacity for evil.
This edition also includes Stevenson's chilling story 'The Bottle Imp'.
The Penguin English Library - 100 editions of the best fiction in English, from the eighteenth century and the very first novels to the beginning of the First World War.

Meine Meinung:
Eine gute Freundin meinte damals über dieses Buch "Es ist anders als erwartet" und ich fragte mich jahrelang, wie sie das wohl gemeint hat. Nun, da ich die Geschichte selber gelesen habe, kann ich nicht anders als ihr zuzustimmen. Es ist tatsächlich anders als erwartet.

Ich kann nicht genau formulieren, was ich von dieser Geschichte erwartet habe, aber auf jeden Fall war es tatsächlich nicht das, was es schlussendlich war. Die ganzen Jahre war ich sehr neugierig auf die Handlung und deshalb war ich auch eher enttäuscht von diesem Buch.

Es zog bei mir einfach nicht richtig. Ich kam nicht in die Handlung rein und auch das Thema "Gut und Böse" kam bei mir nur halb an. Vielleicht lag es daran, dass ich mir mit der englischen Ausgabe zu viel zugemutet habe und deshalb feine Zwischentöne verpasst habe, aber ich habe mir Hyde immer als Personifikation des Bösen vorgestellt. Schlussendlich war er einfach nur ein Strassengangster.

Das einzig Faszinierende war, dass Stevenson auf eine Beschreibung Hydes verzichtet hat. Die Filme bieten alle möglichen Formen und Variationen an, aber der Autor selbst lässt den Leser im Ungewissen. Nur eine Hand wird einmal kurz beschrieben, der Rest bleibt Ungewiss. Ein sehr kluger Schachzug, denn ist doch genau all das Spannend, was wir nicht kennen und nicht begreifen.

Ansonsten fand ich diesen Klassiker leider eher mau und nicht wirklich überzeugend. Sowohl Setting und Stimmung sind eigentlich perfekt. Immer wieder beschwört Stevenson den berühmten Nebel Londons herauf, sodass eine bedrohliche, düstere Atmosphäre entsteht. Doch das Erzähltempo und die Figuren waren mir alle ein wenig zu... langsam. Zu brav. Wie oben erwähnt - sogar Hyde war mir irgendwie nicht böse genug.

Aber das liegt wohl daran, dass man im 21. Jahrhundert an das Böse in anderer Form gewöhnt ist. Wir bewegen uns in einer Welt voller Ballerspiele, Actionfilme und Handykameras, die Autounfälle filmen. Damals als diese Geschichte erschien, war die Welt zwar vielleicht nicht besser, aber anders. Und an andere Dinge gewohnt.

Vielleicht waren auch einfach nur meine Erwartungen zu hoch...


Robert Louis Stevenson
Dr Jekyll and Mr Hyde
TB, 2012
Penguin Books

978-0-141-38950-9

Kommentare

  1. Ehelich gesagt habe ich dieses Buch schon wieder größtenteils verdrängt, aber ich weiß auch noch, dass es mich nicht wirklich überzeugen konnte. Ich fand interessant, dass es aus der Sicht eines Außenstehenden erzählt wurde, aber so bedrohlich wie erwartet fand ich Hyde auch nicht und die ganze Story wie Jekyll zu Hyde wird und so weiter hat mich nicht wirklich überzeugt. Kann wirklich gut sein, dass wir da heute einfach anderes gewöhnt sind.
    Jedenfalls weiß ich jetzt, warum man zB für das Musical die Story komplett geändert hat ^^.

    LG
    Charlie

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    1. Bin ich froh, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine dastehe :D Das beruhigt mich nun echt.
      Dasselbe habe ich soeben beim "Phantom der Oper" erlebt. Da hat man auch einiges verändert, weil das Buch selber.... naja... :/

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