[Rezension] Rico Forwerk - Amurante: Die Krankheit

Rückentext:
Monate sind nach den Ereignissen in der Waldhütte vergangen und Kayleigh Bringstine hat es geschafft, sich so etwas wie ein normales Leben aufzubauen. Doch alle Mühen scheinen vergebens, als der Vogelmann in ihre Träume zurückkehrt.

Indes versucht die Polizei von London, eine Reihe von Vermisstenfällen aufzuklären, doch ohne Erfolg. Lediglich der Hinweis einer vorhergehenden Krankheit knüpft eine Verbindung.

So sehr sich Kayleigh auch bemüht: Das Böse scheint sie nach und nach zu infizieren ...

Meine Meinung:
Es war 2016 als mich Rico Forwerks "Amurante: Der Wald" begeisterte. Gespannt verfolgte ich die folgenden Jahre, ob bzw. wann es eine Fortsetzung geben würde. Nun hat sich der Wunsch erfüllt und gross war die Freude, als Band zwei bei  mir im Briefkasten landete.

Und trotz des prall gefüllten Leseplans konnte ich nicht anders, als mich auf das Buch zu stürzen, das mich dann auch bis zum Schluss nicht mehr gehen liess. Das Warten hat sich eindeutig gelohnt!

Ganz im Sinne des Vorgängers wird hier Kayleighs Geschichte weitererzählt. Dabei ist es natürlich von Vorteil, "Amurante: Der Wald" gelesen zu haben; jedoch erklärt Forwerk die wichtigsten Punkte, sodass auch für Neueinsteiger in diese Welt Kayleighs Verhalten und ihre Gedanken erklärt werden.

Der erste Teil des Buches liest sich fast wie ein Krimi, der dann aber immer düsterer und phantastischer wird. So baut der Autor seine Geschichte fast schon wie einen Schichtkuchen auf, der auch auf den Leser immer bedrohlicher wirkt. Forwerk schafft es, mehr und mehr Stimmung zu erzeugen, bis wir den Höhepunkt schliesslich kaum noch erwarten können.

Im Gegensatz zum Vorgänger hat Band zwei deutlich an Umfang zugelegt und dies kommt der gesamten Handlung zugute. Es braucht diesen langsamen Einstieg, den Aufbau, um ganz und gar in die Geschichte einsteigen und sich von ihr gefangen nehmen zu lassen. Vor allem der Mittelteil hat mir sehr gut gefallen, erinnern die Tagebucheinträge in der Mitte doch an niemand Geringeren als H.P. Lovecraft himself.

Doch Rico Forwerk kopiert nicht bloss, nein, er schafft es, daraus etwas ganz Eigenes zu machen. Er denkt die Vorlage weiter und treibt so seine eigene Geschichte voran, bringt neues, unverbrauchtes Material. Noch immer habe ich die Bilder aus dem Buch in meinem Kopf und noch immer schaudert's mich ein wenig - für mich eindeutige Zeichen, ein richtig gutes Buch gelesen zu haben. Dabei hat es Forwerk auch mehrmals geschafft, mich total zu überraschen, Wendungen einzubauen, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Ich liebe es, wenn Bücher einen kalt erwischen!

Nur ab und zu hatte ich etwas Mühe mit den Ortsverhältnissen in der düsteren Stadt, aber das tut nichts zur Sache, dass ich mich jeden Abend freute, weiter in "Amurante: Die Krankheit" lesen zu können.

Dabei merkt man, dass der Autor sich weiterentwickelt hat. Seine Figuren, allen voran Kayleigh, haben mehr Tiefe, die Rechtschreibfehler sind verschwunden und überhaupt wirkt "Die Krankheit" reifer, durchdachter - eine würdige Fortsetzung, die aber ebenfalls weiter Fragen aufwirft. Deshalb greife ich noch einmal auf meine Warnung von 2016 zurück: wer alle Fragen beantwortet haben möchte, muss sich in Geduld üben.

Da viele Themen aus dem ersten Band hier abgeschlossen, dabei aber neue Ideen aufgegriffen. Deswegen denke ich, hoffe ich, dass die Reihe fortgesetzt wird. Rico Forwerk mag vielleicht noch zu den Geheimtipps im Bereich Fantasy/Horror gehören, aber ich kann es mir gut vorstellen, dass er sich bis zu den ganz Grossen vorarbeiten bzw. -schreiben wird. Gönnen würde ich es ihm auf jeden Fall!


Rico Forwerk
Amurante: Die Krankheit
TB, 2018
BoD

978-3-746077154

Ich bedanke mich herzlich bei Rico Forwerk für die Bereitstellung des Leseexemplares!

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