[Rezension] Heinrich von Kleist - Michael Kohlhaas

Was führt dazu, dass ein ehrenwerter Bürger, der sich seines Lebtages nie etwas zuschulden hat kommen lassen, zu einem der gefürchtesten Menschen seiner Zeit wird? In Kleists "Michael Kohlhaas" wird gezeigt, wozu Willkür und Vetternwirtschaft im schlimmsten Fall führen kann.

Zugegeben, leichte Lektüre geht anders. Bei diesem Kleist muss man alle sieben Sinne gut beieinander halten, um mitzubekommen, was abgeht. Ein Satz ist nicht einfach nur ein Satz, sondern zieht sich bis über eine halbe Seite weit. Dem Sprecher des Hörbuches wünsche ich also ganz viel Atem, er wird es brauchen.

Dennoch blieb ich am Ball, denn trotz der anstrengenden Sprache möchte man erfahren, was Kohlhaas als nächstes widerfahren wird. Teilweise sind die Begebenheiten so extrem dreist, dass ich richtig wütend wurde. Denn seien wir ehrlich, über diese Stufe der gegenseitigen Erniedrigung wird der Mensch niemals hinwegkommen und genau solche Sachen passieren noch immer tagtäglich überall auf der Welt.

Schade nur, dass einem der Einstieg nach einer längeren Pause ziemlich schwerfällt, einerseits aufgrund des erwähnten Sprachstils, andererseits wegen der vielen Figuren, die auftreten und rasch wieder in Vergessenheit geraten. Dennoch finde ich, dass es sich lohnt, sich diesen Widrigkeiten zu stellen, denn das brisante Thema entschädigt einen dafür.


Heinrich von Kleist
Michael Kohlhaas
HC, 2007
Anaconda

978-3-86647-115-3

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